Glaube - Liebe - Hoffung

Paula Tiggemann wurde als Vorsitzende der EJB mit ziemlicher Verspätung am 13. Juni offiziell verabschiedet. Im Oktober 2020 ist sie aus beruflichen Gründen vorzeitig aus von Amtszeit zurückgetreten. Viele Wegbegleiter_innen konnten in Nürnberg und auch digital zum Gottesdienst und anschließendem Empfang zusamennkommen und sich von Paula gebührend verabschieden.

Zweimal wurde ein Termin für eine gebührende Verabschiedung angesetzt und sogar schon eine Einladung verschickt. Aber die Inzidenzwerte von Covid 19 standen immer dagegen. Geplant war ein Gottesdienst und eine Feier mit Gästen, die Paula auf ihren Weg begleitet, unterstützt, mit ihr vieles durchgestanden und mit ihr Freud und Leid geteilt haben.

Endlich ist es soweit: Eine Verabschiedung, an der wir Danke sagen können, ist nun möglich, leider immer noch im kleineren Kreis, aber es geht. Wir wollen Danke sagen, für alles, was Paula uns gegeben hat, für alles was sie für die EJB geleistet hat, für ihr hohes Engagement für die Evangelische Jugend in Bayern und für unsere Kirche.

Am 8. Oktober 2016 wurde Paula Tiggemann zur Vorsitzenden der Landesjugendkammer der EJB gewählt. Vier sehr intensive Jahre leitete sie die Geschicke im Jugendverband. „Evangelische Jugendarbeit ist für mich eine Herzensangelegenheit“, sagte sie bei ihrem Antritt und dies war bis in jede Pore der Verbandsarbeit spürbar. Für die EJB da sein, war für sie keine Nebensächlichkeit, mit vollem Herzen engagierte sie sich für ihre Jugendarbeit. Schon in ihrer ersten Ansprache vor der Landesjugendkammer machte sie deutlich: „Die Grundlage meines Engagements und Handels beruht auf dem Bibelvers aus Korinther 13,13: „Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die Größte unter ihnen.“
Diese drei haben sie während ihrer gesamten Zeit als Vorsitzende getragen.

Viele Entscheidungen mussten getroffen werden

Ihre Amtszeit war durchaus turbulent: Wechsel des Landesjugendpfarrers; erste Diskussionen um den Umzug in die B1; Kirchenvorstandswahlen, Puk-Prozess und Landesstellenplan. Diese Prozesse hat Paula aktiv mitgestaltet und dabei ihrer Kirche stets zu verstehen gegeben: „Das könnt ihr schon machen, aber vergesst die Jugendarbeit nicht.“ Beteiligung hat Paula nicht nur großgeschrieben, sondern buchstäblich wörtlich genommen. „Mir ist es wichtig, möglichst viele Menschen in Prozesse einzubinden“, sagte sie bei ihrer Wiederwahl im Juli 2018. Dabei war ihr klar, dass dies nicht immer einfach sei, v.a. wenn es um landeskirchliche Prozesse geht. Entscheidungen müssen oft schnell getroffen werden, aber sie war überzeugt, dass es sich lohnt, möglichst viele junge Menschen einzubinden. Dabei dachte sie vor allem an den PuK-Prozess. Paula betonte immer wieder: „Uns ist es wichtig, gemeinsam über die Zukunft unserer Kirche nachzudenken.“

Veränderungen als Chance

Vor Veränderungen scheute unsere Vorsitzende nie zurück und signalisierte in Richtung Landeskirche und landeskirchliche Prozesse: „Wir haben Lust, uns in den kirchlichen Veränderungsprozess einzubringen.“ Für Jugendliche bedeutet nämlich der Begriff Veränderung etwas Positives und Paula versteht Veränderung als Chance.

Aber auch die Jugendlichen selbst forderte sie auf, aktiv mitzumachen und sich einzumischen, Kirche zu gestalten. Höhepunkt war der Thesenanschlag „reformation reloaded“. So rief sie dazu auf: „Entwickelt Eure Thesen!“ Am 1. Juli 2017 konnte sie schließlich zum Lutherjubiläum dem Landesbischof die 95 Thesen der EJB überreichen. Diese sind für uns noch heute unumstößlich.

Die Forderung zum Wahlrecht ab 16 Jahren, ist für sie eine logische Folge für mehr Partizipation: „Wahlen sind für uns Jugendliche kein Schnupperangebot oder Experimentierfeld, wie uns oft unterstellt wird, sondern echte Beteiligung, um unsere Demokratie und Gesellschaft mitzugestalten.“

Bei den Themen Ökologie und Nachhaltigkeit, schlägt Paulas Puls stets höher. Sie ist überzeugt, wenn es um eine lebenswerte Welt und Zukunft geht, dürfen wir die Fragen unsere Umwelt nie außer Acht lassen. Und wenn junge Menschen sich für eine lebenswerte Zukunft auf unseren Planeten einsetzen, ist es für sie als Vorsitzende selbstverständlich, diese dabei zu unterstützen, z.B. auch bei den Fridays for Future-Demonstration.

Aber auch die Aussagen: „Das ist doch ungerecht“ – für manchen mag es albern oder bockig geklungen haben, aber in Wahrheit ist dies tiefer Ausdruck ihres Gerechtigkeitssinnes.

Ganz egal um welche Themen es ging, Paula trat mit ganzer Überzeugung dafür ein. Dabei konnte sie viele mitziehen und begeistern. Und wenn sie ihre Stimme erhob, war ihre Liebe zu den Menschen, zur Jugendarbeit und zu ihrer Kirche spürbar.

Wir verabschieden uns von unserer Vorsitzenden und sagen Danke. Ihre Spuren bleiben erhalten.

Christina Frey-Scholz
Öffentlichkeitsreferentin