Christliche Werte im Netz: Für Respekt und Gerechtigkeit

Unter dem Titel „(christliche) Werte und Social Media“ traf sich die Landesjugendkammer – das oberste beschlussfassende Gremium – der Evangelischen Jugend in Bayern (EJB). Die 30 Delegierten und Gäste aus ganz Bayern diskutierten an der Sommer-Vollversammlung im Religionspädagogischen Zentrum Heilsbronn über die Herausforderungen und Chancen digitaler Kommunikation. „In digitalen Räumen müssen wir christliche Werte wie Respekt, Gerechtigkeit und Nächstenliebe sichtbar machen und leben“, betonte Max Wagner, Referent für Social Media bei der EJB, in seinem Impulsreferat. In vier Workshops setzten sich die Teilnehmenden mit dem Tradwife-Phänomen, Algorithmen, Rollenbildern sowie demokratiefeindlichen Inhalten und werteorientiertem Content in Social Media auseinander. 

„Social Media beeinflusst die Wertewahrnehmung junger Menschen stark – bewusst oder unbewusst. Diskussionen sind kaum möglich, da viele vorgeschlagene Inhalte in abgeschirmten Blasen konsumieren und in fast geschlossenen Räumen diskutieren“, sagte Max Wagner. Ein sachlicher Austausch von Argumenten sei kaum mehr möglich, viel zu häufig werden emotionalisierte und vereinfachte Inhalte höher gerankt als wertebasierter Content. Umso wichtiger sei es, als Evangelische Jugend präsent zu sein, Orientierung zu geben und den digitalen Raum aktiv mitzugestalten. Laut Social-Media-Atlas 2025 verbringen 16- bis 19-Jährige etwa 4,5 Stunden täglich in sozialen Medien. Über 60 % der Jugendlichen fühlen sich dort regelmäßig mit problematischen Inhalten konfrontiert, so eine Untersuchung der Landeszentrale für politische Bildung Bayern. Besonders bei Frauenfeindlichkeit, Rassismus und Queerfeindlichkeit sind junge Menschen verunsichert – daher ist es wichtig, christliche Stimmen der Vielfalt und Toleranz zu stärken. 

Die Bedeutung des Themas ist enorm, betonte Annabel Baumgardt, stellvertretende Vorsitzende der Landesjugendkammer: „Als christlicher Jugendverband wollen wir jungen Menschen Mut machen, ihre Überzeugungen auch online zu zeigen – empathisch, reflektiert und klar gegen Hass.“ Das bedeutet auch, sich gegen virale Trends zu äußern. „Unsere Werte wie Nächstenliebe, Respekt und Gerechtigkeit sind nicht verhandelbar – auch nicht im Netz.“ 

In der abschließenden Diskussion kristallisierte sich ein gemeinsames Ziel heraus: Die EJB soll sich stärker für eine konstruktive Diskussionskultur im digitalen Raum positionieren. Anstatt sich zurückzuziehen oder Verbote auszusprechen, soll die Social-Media-Kompetenz junger Menschen gestärkt werden. Formate wie „1 Monat – 1 Wert“ mit kurzen theologischen Begründungen oder kooperative Aktionen, z. B. mit dem Diakonischen Werk zum CSD Nürnberg am 9. August, sind geplant. Zudem sind ein gemeinsamer Verhaltenskodex für die EJB-Accounts, Vorlagen und Rahmen für wertebasierten Content auf Dekanats- und Verbandsebene sowie die verstärkte Sichtbarmachung vielfältiger junger Stimmen vorgesehen. „Wir wollen als EJB ein empowernder Raum sein – digital wie analog – und Menschen ermutigen, mit christlicher Haltung und Hoffnung für eine gerechte Welt einzutreten. Gerade Social Media kann ein sicherer Hafen werden, wenn wir ihn gemeinsam gestalten“, fasste Malte Scholz, Vorsitzender der EJB, zum Abschluss der Vollversammlung zusammen.

Neben dem Schwerpunktthema wurden weitere richtungsweisende Beschlüsse gefasst:

  • Neues Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt beschlossen: Mit dem einstimmigen Beschluss des 16-seitigen Schutzkonzepts stärkt die EJB ihre Strukturen in der Arbeit gegen sexualisierte Gewalt – mit klaren Standards, festen Rollen und einem starken Leitbild. Das Konzept wurde gemeinsam von Ehren- und Hauptamtlichen entwickelt und umfasst Regelungen für digitale Räume, Qualifizierungsstandards sowie benannte Ansprechpersonen in allen Gremien. Es setzt ein deutliches Zeichen: Prävention ist nicht nur Pflicht, sondern Ausdruck gelebter evangelischer Werte wie Respekt, Verantwortung und Achtsamkeit.
  • Konfi- und Jugendarbeit zusammen denken: Die EJB spricht sich für eine konsequente inhaltliche und strukturelle Verzahnung von Konfi- und Jugendarbeit aus. Erkenntnisse aus Studien zeigen, dass Konfi-Zeit besonders wirksam ist, wenn sie eng mit jugendarbeitsnahen Formaten wie Freizeiten, Camps und partizipativen Elementen verbunden ist. Ziel ist eine integrierte Praxis mit gemeinsamen Konzepten, abgestimmten Ressourcen und starken regionalen Teams – damit Konfi-Arbeit nicht isoliert bleibt, sondern junge Menschen nachhaltig in kirchliche Gemeinschaft hineinwächst. 
  • Jugend braucht Räume – auch in Zukunft: Die EJB fordert, junge Menschen konsequent in die Gebäudebedarfsplanung der ELKB einzubeziehen. Jugendarbeit braucht jugendgerechte Orte – für Gruppenarbeit, Freizeiten, Spiritualität und Beteiligung. Gerade angesichts von Kürzungen muss sichergestellt sein, dass Räume für junge Menschen erhalten bleiben und regional gebündelt werden. Eine strategische Gebäudepolitik muss sich an inhaltlichen Konzepten orientieren – nicht nur an finanziellen Aspekten.bringt die Perspektive junger Menschen in den kirchlichen Strukturprozess ein.

Kontakt
Patrick Wolf
Referent #Kommunikation #Öffentlichkeitsarbeit #ejb
mobil 0152 04137185
patrick.wolf[at]elkb.de

Die Teilnehmenden an der Sommer-Vollversammlung der Landesjugendkammer im Religionspädagogischen Zentrum in Heilsbronn.