Der diesjährige Landesjugendkonvent der Evangelischen Jugend in Bayern (EJB) stand nicht nur unter dem Motto „Zwischen lost & found – Jugend auf Sinnsuche“, sondern war auch in politischer Hinsicht wegweisend. Rund 160 Delegierte und Gäste aus ganz Bayern versammelten sich vom 29. Mai bis 1. Juni 2025 in Pappenheim, um über gesellschaftliche, spirituelle und jugendpolitische Themen zu beraten und insgesamt 17 Beschlüsse zu fassen. Besonders im Fokus standen das geforderte Recht auf einen Freiwilligendienst für alle sowie ein Friedenspositionspapier, das an den Bayerischen Landtag gerichtet ist.
„Unsere Beratungen und Beschlüsse zeigen, was evangelische Jugendarbeit ausmacht: gelebte Solidarität, echtes Engagement und verantwortungsbewusstes Handeln. Wir nehmen die Herausforderungen unserer Zeit ernst und bringen unsere Überzeugungen mit Herz und Haltung ein. Dabei orientieren wir uns an den Werten, die uns tragen – Nächstenliebe, Freiheit und die gemeinsame Verantwortung für eine gerechte und friedliche Gesellschaft“, sagt Jana Meyer aus Neustadt/Aisch. Sie wurde am Landesjugendkonvent als neue Vorsitzende des Leitenden Kreises für zwei Jahre gewählt.
Recht auf Freiwilligendienst für alle – kein Pflichtdienst
Mit großer Mehrheit sprach sich das bayernweite Ehrenamtlichen-Treffen für einen gesetzlichen Anspruch auf einen Freiwilligendienst aus. Ziel ist es, jungen Menschen unabhängig von Herkunft, Bildung oder Einkommen die Teilnahme an einem solchen Dienst zu ermöglichen. Die EJB versteht Freiwilligendienste als wertvolle Zeit der Orientierung, Persönlichkeitsentwicklung und gesellschaftlichen Teilhabe. Damit das gelingen kann, fordert die EJB eine bessere finanzielle Absicherung der Freiwilligen – etwa durch eine Vergütung mindestens in Höhe des BAföG-Grundbedarfs, Wohn- und Mobilitätszuschüsse sowie den Erhalt der Kindergeldberechtigung. Ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr hingegen wird ausdrücklich abgelehnt: Engagement müsse freiwillig geschehen und auf innerer Überzeugung beruhen. Die EJB plädiert stattdessen für einen staatlich geförderten, einladenden Rahmen für alle, die sich aktiv einbringen wollen. Die Einführung eines Pflichtdienstes wird abgelehnt.
Frieden als gesellschaftlicher Auftrag
Mit einem Appell und selbst gefalteten Origami-Kranichen richtet sich der Jugendverband in einem Positionspapier an den Bayerischen Landtag. Die Ehrenamtlichen fordern darin, Frieden als aktiven Prozess zu verstehen, der weit über die Abwesenheit von Krieg hinausgeht. Respekt, soziale Gerechtigkeit, gewaltfreie Kommunikation und Verantwortung für das globale Miteinander sollen stärker in den Mittelpunkt politischer Entscheidungen rücken. Angesichts wachsender Spannungen in Europa und gesellschaftlicher Spaltung sehen die Delegierten dringenden Handlungsbedarf. Sie fordern eine Kultur des Dialogs, die sich auf Menschlichkeit und Nächstenliebe gründet – getragen von einer jungen Generation, die sich bewusst für eine friedliche Zukunft einsetzt. Die Kraniche sind dabei Symbol und politisches Zeichen zugleich.
Weitere Beschlüsse des Konvents
Neben den beiden inhaltlichen Schwerpunkten fasste der Konvent weitere richtungsweisende Beschlüsse. So wurde ein Arbeitskreis „Gelebte Spiritualität und gesunder Glaube“ eingerichtet, der neue spirituelle Formate für Jugendliche entwickeln und bestehende Strukturen wie die Konfi-Arbeit besser mit der Jugendarbeit verzahnen soll. Die Delegierten beschlossen außerdem, die Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen – insbesondere mit Männlichkeitsbildern – in der Jugendarbeit zu stärken und hierfür eine altersdifferenzierte, modulare Einheit zu erarbeiten. Weitere Anträge betreffen die Stärkung der Zielgruppenarbeit mit jungen Erwachsenen, die Förderung arbeitnehmer:innenfreundlicher Strukturen in der EJB sowie ein klares Bekenntnis zum Erhalt des Lieferkettengesetzes und damit zur Einhaltung globaler Menschenrechte.
Patrick Wolf
Referent für Kommunikation