Zum Internationalen Tag gegen Hassrede am 18. Juni fordert die Evangelische Jugend in Bayern (EJB) entschlossenes Handeln gegen die staatliche Finanzierung der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung (DES). Der Landesjugendkonvent, das jährliche Delegiertentreffen der Ehrenamtlichen in der EJB, beschloss mit großer Mehrheit, sich für den Ausschluss der DES von öffentlicher Förderung einzusetzen und einen Appell an Bundesinnenminister Alexander Dobrindt, den Innenausschuss des Bundestags sowie alle bayerischen Bundestagsabgeordneten der demokratischen Fraktionen zu senden.
„Gerade als junge Christ:innen ist es unser Auftrag, für Demokratie und Menschenwürde einzustehen. Die staatliche Finanzierung einer Stiftung, die demokratiefeindliches Denken salonfähig macht, widerspricht allem, wofür wir stehen. Wir erwarten von der Politik klare Kante gegen Hetze – nicht deren staatliche Förderung,“ sagt Jana Meyer, Vorsitzende des Leitenden Kreises des Landesjugendkonvents. Sie wurde bei der Versammlung im Mai 2025 zur neuen Vorsitzenden gewählt.
Nachweisbare Hetze und demokratiefeindliche Netzwerke
Zivilgesellschaftliche Organisationen, journalistische Recherchen und wissenschaftliche Studien stufen die DES übereinstimmend als Sammelbecken für Rechtsextreme und Kaderschmiede der sogenannten Neuen Rechten ein. Laut der Bildungsstätte Anne Frank dient die Stiftung seit ihrer Gründung als Netzwerk für Burschenschaftler, Identitäre und andere rechtsextreme Akteure. Veranstaltungen und Publikationen der DES verbreiten gezielt rassistische, queerfeindliche und geschichtsrevisionistische Positionen. Die Stiftung bietet eine Plattform für Hetze gegen politische Gegner:innen und untergräbt bewusst die demokratische Grundordnung. Die Otto Brenner Stiftung spricht in einer Analyse von gezielter „Politischer Bildung von Rechtsaußen“. Staatliche Förderung einer solchen Institution würde rechtsextremen Netzwerken Legitimation und Infrastruktur verschaffen – mit verheerenden Folgen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Menschenrechtsinstitution warnt vor Förderung
Die EJB verweist außerdem auf ein Rechtsgutachten des Deutschen Instituts für Menschenrechte von Mai 2022, das eine staatliche Finanzierung der DES als unvereinbar mit den Grundrechten und dem internationalen Diskriminierungsschutz einstuft. Eine solche Förderung würde den staatlichen Bildungsauftrag untergraben und dem Schutz von Menschenwürde und Vielfalt zuwiderlaufen. Das Deutsche Institut für Menschenrechte ist die unabhängige Nationale Menschenrechtsinstitution Deutschlands und berät Politik, bildet weiter, dokumentiert Verstöße, forscht anwendungsbezogen zu menschenrechtlichen Themen und ist mit dem Monitoring internationaler Konventionen beauftragt.
Der Landesjugendkonvent bittet zudem den Landeskirchenrat, den Landesvorstand des Bayerischen Jugendrings, die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland (aej) und den Rat der EKD, sich dieser Forderung anzuschließen. Auch die Mitgliedsverbände und Dekanatsjugendwerke der EJB werden ermutigt, eigene Stellungnahmen an Abgeordnete zu senden. Für die Evangelische Jugend ist klar: Wer Demokratie schützen will, darf Hetze nicht mit öffentlichen Mitteln ermöglichen.
Die Welt ist bunt: Sichtbares Zeichen für gelebte Vielfalt
„Die Welt ist bunt – Gott sei Dank“ ist mehr als ein grafisches Motiv oder ein Werbeslogan – es ist Ausdruck eines christlichen Selbstverständnisses und einer klaren gesellschaftlichen Haltung. Die EJB setzt mit diesem Leitgedanken ein sichtbares Zeichen für gelebte Vielfalt, für gegenseitigen Respekt und für ein friedliches Miteinander in einer pluralen Gesellschaft. In einer Zeit, in der Polarisierung, Ausgrenzung und menschenverachtende Ideologien wieder an Lautstärke gewinnen, bezieht die EJB bewusst Stellung: gegen Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, Queerfeindlichkeit, Hass und Hetze – und für Menschenfreundlichkeit, Inklusion und Chancengerechtigkeit. Die Vielfalt von Lebensformen, Erfahrungen, Identitäten und Perspektiven wird nicht als Bedrohung verstanden, sondern als von Gott gewollte und gesegnete Realität. Mit dem Einsatz für eine bunte Welt will die EJB insbesondere jungen Menschen einen geschützten Raum bieten, in dem sie sich angenommen fühlen, Verantwortung übernehmen und demokratische Werte einüben können. So wird das Motiv „Die Welt ist bunt – Gott sei Dank“ zur theologischen wie gesellschaftspolitischen Botschaft: Gott liebt seine Schöpfung in ihrer ganzen Vielfalt – und deshalb stehen wir ein für eine Kirche und eine Gesellschaft, die offen, mutig und solidarisch sind.
Patrick Wolf
Referent #Kommunikation #ejb