Reinhold Ostermann

Das Amt für evangelische Jugendarbeit trauert um seinen ehemaligen Kollegen Reinhold Ostermann. Er starb nach langer und schwerer Krankheit am 6. September 2021 im Alter von nur 67 Jahren. Von 1994 bis zu seinem Ruhestand im Dezember 2018 war Reinhold Ostermann über 24 Jahre im Amt für evang. Jugendarbeit als Referent für Konzeptionsfragen tätig.

Mit großer Geschichtskenntnis, Fachlichkeit und Weitblick entwickelte Reinhold Ostermann die konzeptionellen Grundlagen für die evangelische Jugendverbandsarbeit weiter. Er gestaltete evang. Jugendarbeit auf der Basis von Freiwilligkeit, Ehrenamtlichkeit, Partizipation und christlicher Wertorientierung. Für ihn waren Gruppe, Gemeinschaft und Glaube unzertrennliche Charaktermerkmale in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen.

In vielen Projekten, wie „8-13“ und „GPS“, aber auch für die Jugendkirchenarbeit und die Schnittstelle zwischen Jugend- und Konfirmandenarbeit griff er die aktuellen konzeptionellen Fragen systematisch auf und gestaltete sie neu und weiter.

Reinhold Ostermann liebte „Tiefbohrungen“. Er lud ein, jeden einzelnen Menschen mit seinen Gaben, Hoffnungen, Grenzen und Sehnsüchten zu verstehen und zu aktivieren. Dabei spielten für ihn die jeweiligen Milieus, der gesellschaftliche Rahmen und der konkrete Ort ebenso eine Rolle, wie das christliche Menschenbild, das seiner Pädagogik und den Zielen von Jugendarbeit zugrunde lag. Er wollte, dass evangelische Jugendarbeit die Prozesse und Verfahren, die Perspektiven und Chancen der Handelnden ermöglicht und mitgestaltet. Die grundsätzlichen Fragen wollte er dabei stets im Blick behalten und suchte immer wieder nach aktuellen Antworten auf alte und neue Fragen: Wie bekommt jede_r, was er_sie braucht? Was ist nötig, damit alle geben, was sie können? Wie ist es gerecht? Wie kommt es trotz individueller Interessen und Konflikten zu einem friedlichen Ausgleich? Wie entsteht ein Team-Spirit und wie gibt man einem geistlichen Prozess in der Gruppe und bei Maßnahmen eine Chance? Wie können Jugendliche Mensch sein, wie bekommen sie Brot statt Steine, Geist und Sinn statt Konsum und Ablenkung? Wie gestaltet sich Demokratie und wie gelingt Partizipation?

Als geschäftsführender Referent für die Dekanatsjugendpfarrerkonferenz und für die Landesjugendkammer war Reinhold Ostermann über Jahre ein fester Orientierungspunkt für viele Hauptberufliche und Ehrenamtliche in der Evangelischen Jugend. Mit seiner hohen Professionalität, seiner Belesenheit, seinem stringentem Reflexionsvermögen und seiner tiefen Empathie und Spiritualität hat er Generationen von jungen Jugendleiter_innen beeindruckt und geprägt. Er war bei Ehrenamtlichen wie Hauptberuflichen gleichermaßen anerkannt, beliebt und für viele ein Vorbild. Das gilt auch für sein Wirken auf der Bundesebene und manchmal auch darüber hinaus.

Es war Reinhold Ostermann leider nicht vergönnt, zusammen mit seiner Frau, seinen Kindern und Enkeln einen unbeschwerten Ruhestand zu verbringen. Sein Glaube trug ihn auch in der Zeit seiner schweren Erkrankung.

Wir sind Reinhold sehr dankbar und werden seinen Dienst an den jungen Menschen in Bayern, an uns und seiner Kirche nicht vergessen und nehmen Abschied von einem außergewöhnlichen, sehr geschätzten Kollegen und Freund. Er fehlt uns!

Christof Bär, Geschäftsführer
im Namen aller Mitarbeitenden im Amt für evang. Jugendarbeit