Jugendtreffen 4. bis 6. April 2025 in der KZ Gedenkstätte Flossenbürg

 

Wir gedenken am 80. Jahrestag der Ermordung Dietrich Bonhoeffers, der aus seinem Glauben mutig und friedlich gegen die Nationalisten kämpfte. 
Gemeinsam wollen wir den Mut finden, aufeinander zuzugehen, Hoffnung zu verbreiten und für Nächstenliebe einzutreten.
Lass Dich inspirieren und finde heraus, was Du gegen Menschenfeindlichkeit und für eine offene Gesellschaft tun kannst.

Die Highlights der Jugendbegegnung sind in einem kurzen Film zusammengefasst.

Andachten: Grenzenlos hoffen - mutig handeln

Dietrich Bonhoeffer hat in seinen Schriften oft über Hoffnung und Glauben gesprochen, insbesondere in schwierigen Zeiten. Ein zentraler Gedanke in seinem Werk ist, dass Hoffnung nicht an äußere Umstände gebunden ist, sondern eine innere Haltung darstellt, die aus dem Vertrauen auf Gott entsteht.

"Grenzenlos hoffen - mutig handeln" stand als Leitmotiv über der Jugendbegegnung anlässlich des 80. Jahrstags der Ermordung von Dietrich Bonhoeffer in Flossenbürg. 

Die drei Andachten, die im Rahmen der Jugendbegegnung gehalten wurden, können als Anregung für Jugendgruppen, Andachten zum Thema oder in Gottesdiensten verwendet werden. 

Andacht "Hoffnung"

Diese Andacht ist dazu geeignet, verschiedene Stationen zu begehen. 

Station 1

Instrumentalmusik(3 Minuten)

3 Szenarien mit 3 Personen. Jede Person hält ein Schild zu ihrem Szenario hoch. Person 1: "Keine Hoffnung"; Person 2: "Gibt es Hoffnung?"; Person 3: "Ich glaube, es gibt Hoffnung."

Szenario 1: Keine Hoffnung (Person 1):

Mittlerweile verstehe ich, warum Menschen aus meinem Umfeld bewusst Nachrichten der Tagesthemen meiden. Ich öffne Instagram und werde mit jedem Beitrag unruhiger. Donald Trump zieht erneut ins Weiße Haus ein, der Klimawandel schreitet voran, Krieg beherrscht weiterhin Teile der Welt, die Brandmauer im Bundestag ist gefallen, schon wieder ein vermeintlich terroristischer Anschlag in München...
Wie es mir geht, wenn ich alle diese Nachrichten schaue oder lese? Ich fühle mich demotiviert, überwältigt, entmutigt.
Dann glaube ich, es gibt keine Hoffnung.

Szenario 2: Gibt es Hoffnung?  (Person 2):

Die Tage sind anstrengend. Überall höre ich von Hass und Gewalt. Langsam erschüttert es mich gar nicht mehr.

Nun bin ich auf dem Nachhauseweg und möchte von all dem Abstand nehmen. Doch ich sehe, wie eine Person einer anderen die Türe aufhält. Sehe Menschen freundlich lächeln, wenn wir aneinander vorbeilaufen, manche grüßen mich auch. Ich sehe jemandem, der einem alten Herren mit seinen Einkäufen hilft.
Gibt es vielleicht doch noch Hoffnung?

Szenario 3: Ich glaube, es gibt Hoffnung (Person 3):

Ich sitze in meinem Zimmer und vor mir sitzt ein Lieblingsmensch und ist in tiefster Unsicherheit.
Unsicher darüber, wie die Zukunft aussehen soll.
Unsicher darüber, wie die Welt sich gerade entwickelt.
Unsicher darüber, ob es nicht Zeit ist, hier alles hinter sich zu lassen und woanders ganz neu zu starten.
Und dann geht die Sonne unter und dieser Mensch kann nicht anders als zu grinsen, als das wunderschöne Rot in mein Zimmer strahlt und pures Leben leuchtet in diesem Gesicht strahlend auf.
Und dann glaube ich, es gibt Hoffnung.

Begrüßung

Keine Hoffnung, vielleicht etwas Hoffnung, ja – es gibt Hoffnung. Wie sieht es aus – auf deinem ganz persönlichen Hoffnungsbarometer? Vielleicht gab es in den zwei Tagen Jugendbegegnung ganz unterschiedliche Momente – manche haben sich mit Faschismus oder mit Fake-News auseinandergesetzt. Andere haben Symbole des Mutes gebastelt oder sich mit mutigem Handeln beschäftigt. An diesem Abend wollen wir noch ein paar Schritte gemeinsam gehen. Über dieses Gelände. Aber auch ein paar Schritte auf einem Weg der Hoffnung. Kommt einfach mit!
 

Station 2: Hoffnungsgeschichten

Hier könnte ein Beitrag/eine persönliche Hoffnungsgeschichte eingebaut werden, eine Person von sich erzählen. Vorgesehene Dauer: 5 bis 8 Minuten (500 bis 800 Wörter); nach dem Redebeitrag wird „Meine Hoffnung und meine Freude“ gesungen und eine Kerze entzündet, was mit auf den Weg genommen wird.

1. Hoffnungsgeschichte (Hier ein Beitrag von Anna-Nicole Heinrich, Präses der EKD-Synode)

Wenn sich der Zweifel auf mein Herz legt, dann brauche ich Hoffnungsgeschichten. Menschen, die mir von ihrer Hoffnung erzählen. Die mir Mut machen. Die die Hoffnung in mir entzünden. Die mit mir gemeinsam die Augen öffnen, und nach Zeichen der Hoffnung suchen.
Ich treffe Pegah und Omid. Sie kommen aus dem Iran. Er arbeitet in der Pflege, sie als Kosmetikerin. Vor 14 Jahren mussten sie ihre Heimat verlassen. Damals war es für sie unvorstellbar, dass sie ein Kind bekommen. Jetzt haben sie ihren kleinen Jungen „Shahan“ bekommen, was König bedeutet. Pegah und Omid hoffen, dass Shahan in Frieden und Freiheit aufwächst und nie wieder Angst haben muss, fliehen zu müssen. Das gibt mir Hoffnung.
Ich stehe bei einer Veranstaltung. Neben mir eine tolle Ärztin, die gerade ein Grußwort gehalten hat. Vorsichtig tritt ein junger Mann von der Security-Firma an uns heran. Seine Augen leuchten. „Wir kennen uns doch.“, sagt er zu der Ärztin. Und ja, sie kennen sich. Vor drei Jahren fand Osman Schutz und Zuflucht bei ihr im Kirchenasyl. Damals war er aus Somalia geflohen, heute lebt er mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Würzburg. Ja, neue Heimat finden ist möglich. Das gibt mir Hoffnung.
Ich treffe Natascha. Sie erzählt mir davon, dass sie ihre betagte Großmutter Nelly aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine holen möchte. Nelly ist 89 Jahre alt. Sie hat viel erlebt: Fünf Jahre war sie alt, als die deutsche Wehrmacht die Ukraine überfiel und das Land zu einem schrecklichen Kriegsschauplatz machte. Ukrainer verschwanden, viele wurden als Arbeitssklaven für die deutsche Industrie verschleppt, unzählige Juden wurden deportiert und umgebracht. Natascha hofft, dass ihre Großmutter ihre letzten Lebensjahre in Frieden und Sicherheit gut versorgt erleben darf. Und ihre Großmutter kommt nach einer riskanten und anstrengenden Reise hier in Deutschland an. Das gibt mir Hoffnung.

2. Hoffnungsgeschichte: Hoffnung wider aller Hoffnung

Sogar hier (in der KZ Gedenkstätte Flossenbürg), an diesem Ort von Qual und Tod, von Terror und Schikane, gab es Hoffnung. An diesem Ort, wo Menschen geschunden, entwürdigt, missbraucht und ermordet wurden. Unter widrigsten Umständen haben sich hier Menschen zu einer Hoffnung wider aller Hoffnung durchgerungen. Unfassbar bleibt für mich ihr Leid, ihre Verzweiflung, aber auch ihre Hoffnung und ihr Mut. Hoffnung entgegen aller Hoffnungslosigkeit. 
„Hoffnung ist das wichtigste Wort der Existenz.“, sagt Chava Ginsburg, eine Jüdin aus Ungarn, die die Konzentrationslager Auschwitz, Bergen-Belsen und Markkleeberg überlebt hat.
„Ohne Hoffnung hätte das niemand überstanden. Und ich denke die Überlebenden haben sie immer noch.“, sagt Michael Smuss, der die Konzentrationslager Lublin, Maidanek, Plaschoy und Flossenbürg überlebt hat.
Der österreichische Psychologe Viktor Frankl ertrug vier verschiedene Konzentrationslager, darunter Ausschwitz. Seine Eltern, sein Bruder, seine Frau wurden durch die Nazis ermordet. Er hingegen überlebt. Wenige Jahre später schreibt er das Buch „ … trotzdem Ja zum Leben sagen“. 
Ausführlich beschreibt er die Schrecken in den Todeslagern, sein Lagerleben und den moralischen Verfall, die Kaltblütigkeit der Täter. Viktor Frankl war ein nüchterner Realist. Er erkannte die düstere Realität an, war gezwungen, der Katastrophe ins Auge zu sehen. Doch trotz oder gerade wegen dieser düsteren Realität sagt er: „Alles kann dem Menschen genommen werden, außer eine Sache: die Freiheit, die eigene Haltung unter den gegebenen Umständen zu wählen.“ 

Für ihn war klar, sein Leben erwartet noch etwas von ihm, ganz unabhängig davon, wie es ausgeht. Schon im Lager war er sicher, er möchte darüber als Psychologe ein Buch schreiben. Hoffnung war für ihn eine Haltung. Etwas hat Sinn, ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht.

3. Hoffnungsgeschichte: Hoffnung ist eine Trotzkraft

Hoffnung ist eine Trotzkraft. Hoffnung macht nicht blind, für die damaligen Abgründe, heutigen Krisen und Katastrophen, sondern sie macht sehend. Trotz Klimakrise, Krieg, Spaltung, hoffe ich, dass es anders werden kann. Gerade weil wir hier stehen, erinnern, was an diesem Ort von Qual und Tod, von Terror und Schikane geschehen ist, stehen wir heute für Menschenrechte ein. Gerade dann, wenn Menschen ausgegrenzt, angegriffen oder bedroht werden

Angst lähmt, Hoffnung dagegen weckt den Willen, selbst etwas zu tun. Trotz vieler Gründe, zu verzweifeln oder aufzugeben, male ich nicht schwarz. Trotzig sage ich, was ist, kann niemals alles gewesen sein. In der Hoffnung liegt für mich die Kraft zum Handeln. 

Sprecher:in: 

Mit dieser Hoffnungsgeschichte im Herzen wollen wir unseren Weg der Hoffnung weitergehen. Aber nicht schweigend, sondern mit einem Lied der Hoffnung auf den Lippen. Die meisten dürften es kennen: „Meine Hoffnung und meine Freude“. Wir singen es hier jetzt ein paar Mal durch und laufen dann singend weiter.

Station 3

Hoffnungstext Bonhoeffer  (Person1)

Wir stehen hier (In der KZ-Gedenstätte Flossenbürg, steht man…) an einem Ort voller Geschichte. Am 9. April 1945, vor 80 Jahren, wurde Dietrich Bonhoeffer mit vielen weiteren unschuldigen Menschen hingerichtet – ein Mann, der nicht geschwiegen hat, als Unrecht geschah. Der für seine Überzeugungen und seinen Glauben mit seinem Leben bezahlt hat. Er glaubte fest daran, dass Glaube nicht nur aus Worten besteht, sondern vor allem aus Taten. Für ihn war Christsein kein stilles Zuschauen, sondern aktives Eintreten für das Gute und Gerechte – auch wenn es unbequem oder gefährlich war. Gerade heute, in einer Zeit voller Herausforderungen und Unsicherheiten, kann uns Bonhoeffers Haltung erinnern, dass jeder von uns Verantwortung trägt – für unsere Mitmenschen, für die Gesellschaft und für den Frieden. Viele seiner Zitate, Gebete und Gedichte sind heute noch inspirierend. Sie teilen seine Glaubens- und Lebenserfahrungen und helfen uns damit im Alltag. So entstand auch unser Slogan & Logo für die Gedenkveranstaltung aus einem seiner Werke:

„Ein Glaube, der nicht hofft, ist krank. Er ist wie ein hungriges Kind, das nicht essen, oder wie ein müder Mensch, der nicht schlafen will.

So gewiß der Mensch glaubt, so gewiß hofft er. Und es ist keine Schande zu hoffen, grenzenlos zu hoffen.“

Übergang Optimismus-Text  (Person 2):

In der Vorbereitung für unser Wochenende und diese Andacht, kam in unserem Vorbereitungsteam eine Frage auf: Und jetzt? Grenzenlos Hoffen klingt in der Theorie fantastisch. Verlass auf Gott, der mir beistehe, schön und gut, aber dafür passiert mir leider weiterhin zu viel Schlechtes auf der Welt. Was hilft mit dabei, die Hoffnung auf Dauer nicht zu verlieren? Wir haben heute viel gelernt, diskutiert und erarbeitet. Um uns und euch morgen alle bestmöglich gestärkt und motiviert von unserer Jugendbegegnung zu verabschieden, möchten wir euch einen weiteren Text Bonhoeffers mit auf den Weg geben. Es handelt sich dabei um den sogenannten Optimismus-Text.

Optimismus-Text  (Person 3):
Die "Schlagwörter" werden eingeblendet. (siehe Powerpoint- als pdf-Datei)

Optimismus ist in seinem Wesen keine Ansicht über die gegenwärtige Situation, sondern er ist eine Lebenskraft, eine Kraft der Hoffnung, wo andere resignierten, eine Kraft, den Kopf hochzuhalten, wenn alles fehlzuschlagen scheint, eine Kraft, Rückschläge zu ertragen, eine Kraft, die die Zukunft niemals dem Gegner lässt, sondern sie für sich in Anspruch nimmt. Es gibt gewiss auch einen dummen, feigen Optimismus, der verpönt werden muss. Aber den Optimismus als Willen zur Zukunft soll niemand verächtlich machen, auch wenn er hundertmal irrt. Er ist die Gesundheit des Lebens, die der Kranke nicht anstecken soll. Es gibt Menschen, die es für unernst, Christen, die es für unfromm halten, auf eine bessere irdische Zukunft zu hoffen und sich auf sie vorzubereiten. Sie glauben an das Chaos, die Unordnung, die Katastrophe als den Sinn des gegenwärtigen Geschehens und entziehen sich in Resignation oder frommer Weltflucht der Verantwortung für das Weiterleben für den neuen Aufbau, für die kommenden Geschlechter. Mag sein, dass der Jüngste Tag morgen anbricht, dann wollen wir gern die Arbeit für eine bessere Zukunft aus der Hand legen, vorher aber nicht.

Einordnung Optimismus-Text & Erklärung Kerzenaktion  (3 Personen):

Person 1: 80 Jahre nach Dietrich Bonhoeffers Tod stehen wir hier zusammen an dem Ort, wo Bonhoeffer für seine Überzeugungen gestorben ist. Das kann einem schon einen Schauer über den Rücken jagen. Was von Bonhoeffer bis ins Heute nachwirkt, sind aber nicht so sehr die Umstände seines Todes, sondern seine Worte, die er aufgeschrieben und mit anderen geteilt hat. Und aus vielen seiner Worte leuchtet etwas, das wir auch heute gut gebrauchen können: Hoffnung.

Person 2: Bonhoeffer schrieb diesen Abschnitt in einem Brief an seinen Freund Eberhard Bethge am 23. Februar 1944. Zu diesem Zeitpunkt saß Bonhoeffer bereits fast ein Jahr im Gefängnis, weil er in den Widerstand gegen Hitler verwickelt war – unter anderem im Zusammenhang mit der Bekennenden Kirche und später auch mit dem Militärischen Widerstand um Admiral Canaris.

Person 3: Wer im Gefängnis sitzt und solche Worte verfasst, der zeigt, was es heißt, geradezu grenzenlos zu hoffen. Bonhoeffer schreibt im Gefängnis über „Optimismus“ als eine besondere Spielart der Hoffnung. Dabei geht es nicht um einen naiven Optimismus nach dem Motto „es wird schon alles gut werden“. Die Worte, mit denen Bonhoeffer Optimismus beschreibt, erzählen von einer Lebenskraft, die in die Zukunft führt.

Person 1: Ich finde, diese Kraft des Optimismus strahlt heller als die dunkelste Zelle und heller als dieser dunkle Ort hier. Bonhoeffer ruft es mir in Erinnerung: Wir haben auch in dunklen Zeiten etwas entgegenzusetzen: Wenn wir unsere Hoffnung teilen und uns miteinander auf den Weg machen für eine bessere Zukunft.

Person 2: Und dafür sind die Worte Bonhoeffers auch heute ein starkes Motto: „Mag sein, dass der Jüngste Tag morgen anbricht, dann wollen wir gern die Arbeit für eine bessere Zukunft aus der Hand legen, vorher aber nicht.“

Person 3: Wir laden euch nun ein, selbst Licht an diesen Ort zu bringen. Entzündet nun eure Kerze an dem Hoffnungslicht, das Anna Heinrich gerade entzündet hat. Gebt das Licht weiter. Lassen wir diesen Ort gemeinsam hell werden!

Segen (kann aufgeteilt werden z.B. auf 4 Personen)

Wir beenden diesen Tag mit Worten von Bonhoeffers wohl bekanntesten Text – sie sollen dich als Segensworte in (die Nacht und) den neuen Tag begleiten:

Person 1: Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Person 2: Noch will das alte unsere Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach Herr, gib unseren aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das Du uns geschaffen hast.

Person 3: Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern,
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus deiner guten und geliebten Hand.

Person 4: Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört dir unser Leben ganz.

Person 2: Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,
die du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen,
wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.

Person 3: Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so lass uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all deiner Kinder hohen Lobgesang.

Person 4: Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Person 1: Lasst uns den letzten Vers noch einmal gemeinsam sprechen:

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag. AMEN.

Andacht "Wer bin ich?"

Lied: What I see

Gedankenreise 
Mit Bildern und Videos hinterlegen. Video-Beispiel

Wir wollen euch mitnehmen auf eine kleine gedankliche Reise.

Wir befinden uns im Juli 1944. Im Gefängnis Berlin-Tegel - Militärabteilung. Ein Mann, Gegner des Nationalsozialismus und Engagierter für kirchlichen Widerstand befindet sich aufgrund dessen in Haft. Dietrich Bonhoeffer.

In dieser Zeit philosophiert Bonhoeffer über seine eigene Zukunft und die von Kirche und Theologie. Seine Gedanken hält er handschriftlich fest.

Das Gedicht führt uns eindrücklich seine Situation in der Haft vor Augen. Er wartet darauf, dass der Anschlag auf Hitler endlich stattfindet. Er leidet unter der Isolation, unter den Haftbedingungen, darunter nichts tun zu können und alles nur passiv ertragen zu müssen. Bonhoeffer hat kein Betätigungsfeld für seine Kraft und seinen Verstand. Das Gedicht wird zu einem Ausdrucksmittel, um das Unterdrückte und die Zerrissenheit in ihm zu verarbeiten.

Gedicht: Wer bin ich

Wer bin ich? Sie sagen mir oft,
ich träte aus meiner Zelle
gelassen und heiter und fest,
wie ein Gutsherr aus seinem Schloß.

Wer bin ich? Sie sagen mir oft,
ich spräche mit meinen Bewachern
frei und freundlich und klar,
als hätte ich zu gebieten.
 
Wer bin ich? Sie sagen mir auch,
ich trüge die Tage des Unglücks
gleichmütig lächelnd und stolz,
wie einer, der Siegen gewohnt ist.

Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen?
Oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß?
Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig,
ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle,
hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen,
dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe,
zitternd vor Zorn über Willkür und kleinlichste Kränkung,
umgetrieben vom Warten auf große Dinge,
ohnmächtig bangend um Freunde in endloser Ferne,
müde und leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen,
matt und bereit, von allem Abschied zu nehmen?
 
Wer bin ich? Der oder jener?
Bin ich denn heute dieser und morgen ein andrer?
Bin ich beides zugleich? Vor Menschen ein Heuchler
Und vor mir selbst ein verächtlich wehleidiger Schwächling?
Oder gleicht, was in mir noch ist, dem geschlagenen Heer,
das in Unordnung weicht vor schon gewonnenem Sieg?

Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott.
Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!

Freeze Szenen
Dunkle Bühne, einige Personen in Freeze-Stellung. Die jeweils sprechende Person wird angestrahlt.

Handy checkend  (Person1)

Lisa hat ein neues Bild auf Instagram veröffentlicht, wie immer perfekte Haare, abgestimmtes Outfit... Vielleicht sollte ich auch mal wieder etwas posten. Aber was habe ich schon Spannendes festzuhalten? Und so ein tolles Bild bekäme ich ohnehin nicht hin. Ein hübscher Filter könnte behilflich sein, damit mich die Leute so sehen, wie ich es mir wünsche.

Was ziehe ich an vor Spiegel  (Person 2)

Hmm, lieber das Oberteil oder das andere? Mir wurde schon öfter gesagt, dass mir blau gut steht, also kommt das vielleicht besser an, es ist ja auch ganz schön. Aber das andere fühlt sich irgendwie mehr nach mir an. Aber was ist, wenn die anderen das nicht so gut finden? Also vielleicht doch die sichere Option, dann falle ich auch nicht so auf.

Ankommen an neuer Veranstaltung  (Person 3)

Wow, so viele Menschen hier! Und ich kenne hier quasi niemanden... Oh nein, hoffentlich komme ich gut an. Ich sollte besser aufpassen, was ich sage, sonst bin ich bestimmt nicht sympathisch. Besser ein bisschen zurückhalten, sonst denken die noch, ich bin komisch...

Imposter-Syndrom  (Person 4)

Okay, ganz ruhig, es läuft alles gut, ich kann das. Hab‘ ich doch schon oft gezeigt, oder?  Na ja, mir sagen doch viele, dass sie gerne mit mir arbeiten, aber... aber, was, wenn die wüssten, dass ich doch eigentlich keine Ahnung hab‘. Ich hatte ja einfach nur Glück, es hat einfach nur niemand gemerkt, dass ich mich nicht auskenne. Ich bin ja nur dabei, weil sie es nicht besser wissen. Weil ich ihnen gut etwas vormache, aber eigentlich... eigentlich kann ich doch gar nichts, oder?

Familiäre Entmutigung  (Person 5)

Die Familienfeier an Ostern wird bestimmt wieder super anstrengend. Meine Großeltern, die mich fragen, warum ich immer noch niemanden an meiner Seite habe; meine Eltern, die sehnsüchtig darauf warten, dass ich im Abschluss Bestnoten erreiche und meinen Bruder erwähnen, welchem ich beruflich ohnehin nicht das Wasser reichen werde. Ob ich je genug sein werde? 

Innere Zerrissenheit – Gedankengewitter  (Person 6)

Manchmal glaube ich, in mir sind zwei verschiedene Personen. Eigentlich möchte ich ruhig und geduldig sein, aber so oft werde ich auch ganz schnell wütend und frustriert und kann es auch nicht zurückhalten. Eigentlich bin ich ein ordentlicher Mensch, aber manchmal stapelt sich auch alles, bis ich endlich mal die Motivation habe, sauber zu machen. Manchmal bin ich kühl und möchte wirklich gar nicht über Gefühle reden, dann von einem Moment auf den anderen bin ich total emotional und habe ein riesiges Mitteilungsbedürfnis. Was davon bin ich wirklich? Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott. Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich o Gott.

Lied: You say

Gedanken zum Gedicht (2 Personen im Wechsel/Gespräch)

Person 1:  Wir haben gerade einige Szenen gesehen. Einige kommen euch vielleicht bekannt vor, andere nicht. Ich persönlich habe, glaube ich, fast alle schon einmal so oder so ähnlich erlebt. Die Menschen um einen herum haben oft so viele Meinungen zu uns, unseren Klamotten, Fotos oder unserem Verhalten. Da kann es schwer sein, sich selbst festzuhalten. Es kann passieren, dass man sich in all der Unsicherheit verliert. Da stellt sich mir dann die Frage: Wer bin ich eigentlich?

Person 2:  Wer bin ich? Ja, das ich keine leichte Frage, finde ich. Ich kenne diese Frage auch. Bin ich so, wie andere mich sehen? Oder so wie ich mich selbst sehe? Gerade jetzt, wo wir in einer neuen Gruppe in diesen Tagen unterwegs sind, fragt man sich das vielleicht. Und mich selbst sehe ich ja auch oft ganz unterschiedlich. Mal bin ich selbstbewusst und hab‘ das Gefühl zu wissen, wer ich bin - manchmal aber auch gar nicht. Dass es selbst Dietrich Bonhoeffer so gegangen ist, tröstet mich. Er war auch ein Mensch.  - Was mir bei seinem Gedicht aufgefallen ist: Am Ende schreibt er „Wer ich auch bin - Du kennst mich, Dein bin ich o Gott.“ Das hat mich im Tiefsten berührt.

Person 1:  Warum hat dich das so berührt?

Person 2:  Weil es bedeutet: Ich muss nicht perfekt sein. Ich muss nicht mal genau wissen, wer ich bin. Gott weiß es. Und er liebt mich nicht wegen meines Images oder meiner Leistungen, sondern weil ich ich bin. Weil in mir etwas ist, das echt ist, wahr, von Gott geschaffen.

Person 1: Echt und Wahr - das klingt aber schon etwas abstrakt.

Person 2:  Ja, da hast du recht. Ich habe das mal von einem Franziskanerpater, Richard Rohr, gehört. Er spricht von unserem wahren Selbst – das, was bleibt, wenn alles Äußere wegfällt. Wenn die Masken, Rollen, Noten, Likes nicht mehr zählen. Dieses wahre Selbst ist von Gott geliebt – einfach so. Mir hilft das, dass ich in Momenten, wo ich mich selbst verliere, wieder zu mir selbst finden kann. Ich glaube, Dietrich Bonhoeffer hat es ist dieser krassen Situation auch geholfen.

Person 1: Das klingt erstmal gut. Dass Gott mein wahres Ich kennt, auch wenn ich es selbst nicht sehen kann. Ich kann mich an ihn halten, wenn ich mich frage, wer ich bin.           

Person 2:  Stimmt genau. Du wirkst aber noch nicht voll zufrieden...

Person 1:  Richtig. Irgendwie reicht mir das noch nicht. Gott kennt mich, aber wie hilft mir das dabei, mich selbst wieder zu finden? Ich finde, wir müssen da noch einen Schritt weiterdenken und eine Komponente finden, wie Gott uns in unserem Alltag unseren wahren Kern vor Augen führt. Ich glaube, er tut das, indem er uns tolle Menschen an die Seite stellt. Sei es unsere Familie, seien es Freund:innen oder Kolleg:innen. Personen, bei denen wir uns so wohlfühlen, dass wir uns nicht verstellen müssen, die uns schätzen und die uns vor allem gut kennen. Diese Menschen können wir fragen, wenn wir uns verloren fühlen. Diese Menschen können uns zurück zu uns selbst führen. Sie können für uns wie ein Anker sein, denn aus diesen Menschen kommt uns Gottes Liebe entgegen.

Person 2:  Ja, das finde ich einen schönen Gedanken. Gerade wenn wir Menschen um uns herum haben, die uns bedingungslos wertschätzen, dann ist das ein Geschenk Gottes, die Engel, die er uns sendet, damit wir wieder zu uns kommen können. Bonhoeffer hat solche Menschen ja auch um sich gehabt, z.B. seine Verlobte Maria von Wedemeyer, mit der er sich erst ein paar Monate vor seiner Haft verlobt hatte. Oder Eberhard Bethke, seinen besten Freund. Hm. Manchmal ist es aber auch so, dass kein Mensch da ist und man sich mit seinen Fragen ganz allein fühlt. Wie würdest du persönlich mit so einer Situation umgehen?

Person 1:  Dafür kann man sich auch ein paar kleine Skills aneignen. Erstmal ist es natürlich sinnvoll, wenn wir richtig lernen, zu reflektieren. Da hat jeder seine eigenen passenden Methoden, würde ich sagen. Für mich ist es aber zum Beispiel sehr schwierig, den Überblick zu behalten, wenn in meinem Kopf Chaos herrscht. Ich brauche eine Möglichkeit, die ganzen Fragen und Gedanken aus meinem Kopf rauszukriegen. Da ist eine Idee zum Beispiel, einfach mal alles aufzuschreiben. Das kann dann ein Tagebucheintrag sein, oder eine Geschichte, einfach nur Schlagwörter oder auch ein Bild, aber mir hilft es auf jeden Fall, mit Stift und Papier einen Überblick zu gewinnen, das Chaos zu ordnen und mich zurück auf mich zu besinnen.

Person 2:  Ja, Gedanken oder Schlagworte zu Papier bringen - das hat Dietrich Bonhoeffer ja auch geholfen. Und es muss ja nicht immer gleich ein Gedicht sein. Und ich glaube tatsächlich, dass dann die eigenen Worte sogar zu so etwas wie einem Gebet werden können. Beten heißt für mich: den Kopf nach oben öffnen, Gott reinschauen lassen, was mich beschäftigt. Dabei kann ich mich ordnen und vielleicht sogar das Wunder erleben, dass ich die Nähe Gottes spüre. So wie bei Dietrich Bonhoeffer: Am Anfang ist er noch ganz bei sich - am Ende redet er mit Gott. Mir macht das Mut, keine Angst vor der Frage zu haben - wer bin ich?

Person 1:  Das stimmt. Ich finde Bonhoeffers Worte auf jeden Fall sehr inspirierend. Ich bin überzeugt davon und wünsche uns allen, dass wir noch viele weitere Worte hören und Erlebnisse haben, die ebenso Mut machen.

Lied:  Der Herr segne Dich

Segen

Gott segne dich,
wenn du nicht weißt, wer du wirklich bist.
Gott segne dich
und schenke dir den Mut,
dein wahres Selbst zu entdecken –
tief in dir,
wo Gottes Liebe schon immer wohnt.
Gott segne dich mit innerem Frieden,
mit offenen Augen für das, was in dir leuchtet,
und mit Menschen, die dich erkennen,
so wie du wirklich bist.

Gott segne dich mit Kraft und Mut,
deinen Weg zu gehen,
egal, was andere von dir denken.
So segne dich der dreieinige Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Amen.

Andacht "Grenzenlos hoffen"

Grenzenlos hoffen, an einem Ort wie in Flossenbürg?
von Dekan Thomas Guba, Weiden

hoffen, ein schwaches Verb, aber ein wichtiges Wort

hoffen

Bedeutung:zuversichtlich erwarten; wünschen und damit rechnen, dass etwas eintreten oder der Wirklichkeit entsprechen wird

"Ich hoffe, dass du bald kommst" oder: auf jemanden, etwas seine Hoffnung, sein Vertrauen setzen

"Auf Gott hoffen"

Schauen wir mal, was Dietrich Bonhoeffer dazu sagt:

„Ein Glaube, der nicht hofft, ist krank. Er ist wie ein hungriges Kind, das nicht essen, oder wie ein müder Mensch, der nicht schlafen will. So gewiß der Mensch glaubt, so gewiß hofft er. Und es ist keine Schande zu hoffen, grenzenlos zu hoffen.
Wer wollte auch von Gott reden, ohne zu hoffen.
Wer wollte auch von Gott reden, ohne zu hoffen, ihn einmal zu schauen?
Wer wollte von Frieden und von der Liebe unter den Menschen reden, ohne sie einmal in Ewigkeit erleben zu wollen?
Wer wollte von einer neuen Welt und einer neuen Menschheit reden, ohne zu hoffen, daß er an ihr teilhaben werde?
Und warum sollen wir uns unserer Hoffnung schämen?
Nicht unserer Hoffnung werden wir uns einstmals zu schämen haben, sondern unsrer ärmlichen und ängstlichen Hoffnungslosigkeit, die Gott nichts zutraut, die in falscher Demut nicht zugreift, wo Gottes Verheißungen gegeben sind, die resigniert in diesem Leben und sich nicht freuen kann auf Gottes ewige Macht und Herrlichkeit. Je mehr ein Mensch zu hoffen wagt, desto größer wird er mit seiner Hoffnung: Der Mensch wächst mit seiner Hoffnung – wenn es nur die Hoffnung auf Gott und seine alleinige Kraft ist. Die Hoffnung bleibt.“

Quelle:
London 1933-1935, DBW Band 13, Seite 401f

Die Hoffnung bleibt, schön und gut. Aber was ist mit den 30.000 Menschen, die hier in Flossenbürg umgekommen sind?
Was ist mit denen, die immer noch nicht glauben, dass hier überhaupt etwas menschenunwürdiges passiert ist und mit denen, die hier Naziparolen sprechen, also nicht unbedingt nur hier, sondern auch in Dachau, in Buchenwald und anderswo?
Welche Hoffnung haben wir? Ist sie wirklich grenzenlos angesichts der fundamentalen Veränderungen unserer Zeit?

Manchmal erscheint einem vieles sinnlos.

Januar 2024, Nachricht: ein Freund wird palliativ versorgt, austherapiert. Meine Frau sagt: Lass uns gleich hinfahren! Unsere Hoffnung: Ein schmerzfreies Sterben und gutes Abschiednehmen.

Und ich merke, dass Hoffnung und entschiedenes Hoffen stark von mir, meiner Person, meinen eigenen Gemütszustand und meinen Möglichkeiten abhängt. Vermutlich kann es auch ein sinnloses Hoffen geben.
Der eine hofft auf ein Stück Brot, der andere fragt sich, wie überlebe ich den nächsten Tag, der andere hofft auf steigende Aktienkurse.

Es tut mir leid, an dieser Stelle hilft mir persönlich Bonhoeffer erstmal nicht weiter, weil er mir zu abstrakt ist. Er hilft mir aber an anderer Stelle: "Wenn die Kirche den Staat ein Zuviel oder ein Zuwenig an Ordnung und Recht ausüben sieht, kommt sie in die Lage, nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad selbst in die Speichen zu fallen."

Bereits im April 1933, als Geschäfte von Juden boykottiert und jüdische Beamte aus dem Staatsdienst ausgeschlossen wurden, hat sich Bonhoeffer auf die Seite der Diskriminierten geschlagen. Die Kirche meinte, er,habe sich darauf vorzubereiten, dass sie nicht nur die Opfer verbinden, sondern "dem Rad selbst in die Speichen fallen" müsse. Hellsichtig fasste Bonhoeffer die Gefahr ins Auge, dass der Rechtsstaat zu einem Unrechtsstaat werden könnte. In diesem Fall wäre Widerstand wichtig. Aus dem Jahr 1935 stammt dann der Ausspruch: "Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen."

Für mich paart sich hier Hoffnung mit der Tat und der Aufforderung, Dinge zu ändern an denen sich Bonhoeffer aktiv beteiligt hat. Seine Hoffnung hat also auch einen aktiven Part.

Damit kann ich mehr anfangen. „Grenzenlos hoffen“ heißt für mich jetzt: Selbst anpacken, Menschen helfen, Dinge ansprechen, von Gottes guter Welt zu erzählen und sich einzusetzen für Demokratie, für lebenswerte Verhältnisse, für Menschen am Rand. Es heißt auch, da zu sein, wenn mich Menschen brauchen.
Der Besuch am Bett eines Freundes, der 10 Tage später verstorben ist, hat mir übrigens gezeigt, dass diese Hoffnung begründet ist. Wir hatten ein sehr gutes Gespräch. Wir haben uns Begebenheiten erzählt und gegenseitig gestärkt und wir haben uns vorläufig verabschiedet.
Und dieses Gespräch hat mir gezeigt, was jetzt wirklich wichtig ist. Das DA sein, das Hoffnung macht.
Viktor Frankl zufolge können Menschen selbst unter den härtesten Bedingungen Hoffnung und persönlichen Sinn finden, eine Einsicht, die er in die Formel „…trotzdem Ja zum Leben sagen…“ prägte: Ein Grund zum Leben – ein Sinn, den man verfolgt – ist entscheidend für die psychische Widerstandskraft und das Überleben. Das hat Frankl im KZ beobachtet.

Wirre Gedanken?
Das geht mir alles hier an diesem Ort durch den Kopf. So ist es halt. Dieser Ort arbeitet immer in mir, wenn ich hier bin oder an ihn denke.

Persönliches und Angelesenes, Geglaubtes und wieder Verworfenes kommen zusammen.

Und ich frage mich, wie kann dieser Ort (Flossenbürg) hier zu einem Ort werden, an dem man grenzenlos hoffen kann. Damit bin ich noch lange nicht fertig. Ich weiß aber, dass es mit mir zusammenhängt, mit meinem Glauben, aber auch mit den Menschen, die hier zur Steinbruchquälerei abkommandiert waren und die grenzenlos gehofft haben müssen, denn ohne diese Hoffnung wären sie, da verstehe ich Viktor Frankl sehr gut, wohl sehr schnell gestorben.

Vielleicht, so ist mein Wunsch, wird dieser Ort nächstes Jahr (2025) zu einem Ort an dem man wirklich „grenzenlos hoffen“ kann und diese Hoffnung auch irgendwie ausdrückt. Ein Miteinander der Hoffenden, deren Hoffnung tätig wird. Das wäre mein Wunsch.

Grenzenlos hoffen, an einem Ort wie in Flossenbürg?
Wo eigentlich sonst?

Amen.

Bildergalerie

Weitere Bilder haben wir unter www.picdrop.com/benediktgradl/grenzenloshandeln zur freien Verwendung veröffentlicht. Als Bildnachweis ist "ELKB / Benedikt Gradl" anzugeben.

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Benjamin Greim
Referent für Gesellschaft & Sozialethik
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