Queere Menschen in der ELKB

EJB fordert Schuldbekenntnis und Maßnahmenplan auf der Landessynode

Die Evangelische Jugend in Bayern (EJB) möchte mit einer Eingabe die Situation queerer Menschen in der Evang.-Luth. Kirche in Bayern (ELKB) verbessern. Die gerade zu Ende gehende Landessynode in Amberg beschloss die Einsetzung einer Arbeitsgruppe. Diese soll zur Herbstsynode 2024 eine Beschlussfassung erarbeiten. Die Regelung „Magnus Consensus“ wurde vorerst ausgesetzt.

Eine Arbeitsgruppe „Queere Jugendarbeit“ hatte nach einem gemeinsamen Beschluss der Landesjugendkammer im Juni 2023 die umfassende Eingabe erstellt. Zu den Forderungen der Evangelischen Jugend gehören ein von kirchenleitenden Organen verabschiedetes Schuldbekenntnis sowie die Umbenennung der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare zum Begriff Trauung (Trauung für alle). Darüber hinaus möchte die EJB einen Aktionsplan zur Schaffung einer queer-sensiblen Kirche. Als geeignete Maßnahmen dafür sieht die EJB beispielsweise die angemessene Stellenausstattung des Referats für Chancengerechtigkeit sowie sensibilisierende Fort- und Weiterbildungsmöglich-keiten für Haupt- und Ehrenamtliche.

Arbeitsgruppe bereitet Empfehlungen bis Herbst 2024 vor
Malte Scholz, Vorsitzender der EJB, über die Beweggründe für die Eingabe: „Wir sind eine Kirche der Vielfalt. Deswegen darf es nicht sein, dass queere Menschen durch Regelungen diskriminiert und benachteiligt werden. Gott kennt keine Kategorien, seine Liebe ist allumfänglich. Wir müssen Diskriminierung abbauen und vergangene Verletzungen aufarbeiten. Gleichzeitig müssen wir eine neue Kultur leben, indem wir zu einer queer-sensiblen Kirche werden.“

Aufgrund der vielen Forderungen taten sich die Synodalen schwer, die Eingabe umfassend in eine Beschlussfassung zu überführen. Daher wurde abgestimmt, die Punkte in einer divers besetzen Arbeitsgruppe weiter auszuarbeiten und in der Herbstsynode 2024 erneut zur Aussprache und zu einem Beschluss zu bringen.  

Aussetzung des „Magnus Consensus“ über das Zusammenleben queerer Paare im Pfarrhaus
Eine Forderung der Evangelischen Jugend war die Abschaffung der Pfarrhaus-Regelung „Magnus Consensus“. Für das Zusammenleben queerer Paare im Pfarrhaus muss bisher ein Einverständnis eingeholt werden. Diese Praxis wurde auch von vielen Stimmen der Synode als diskriminierend und nicht zeitgemäß eingeschätzt. Als Reaktion beschloss der Landeskirchenrat in kurzer Besprechung eine Aussetzung des Magnus Consensus, Gemeinden müssen diesen nicht weiter ausüben. Über die Abschaffung wird eine Abstimmung auf einer der nächsten Synoden entscheiden.

Diskussion über Abschaffung des Gewissenschutzes
Der Gewissenschutz für Pfarrpersonen regelt, dass diese beispielsweise die Segnung homosexueller Paare ablehnen können. In der Aussprache wurde von Synodalen betont, dass dieser Gewissenschutz umfassend gilt und nicht nur auf sexuelle Orientierung zielt. Auch aus anderen Gründen sollte eine Pfarrperson Trauungen oder Segnungen weiter ablehnen dürfen, wenn diese ihrem Gewissen und Bibelverständnis widersprechen. Letztendlich wurde über den Gewissensschutz nicht abgestimmt. Das Thema wird auch in der Arbeitsgruppe bis zur Herbstsynode 2024 vorbereitet.

EJB zufrieden mit der Reaktion der Synode
Benedikt Kalenberg, Sprecher der „AG Queere Jugendarbeit“, freute sich über den Teilerfolg: „Gut, dass wir bei der Frage zum „Magnus Consensus“ einen Schritt weiter sind und das Thema intensiv weitergeführt wird. Eine zentrale Bedeutung haben aber nicht nur Maßnahmen, sondern auch die Aufarbeitung der Vergangenheit – zu der ein Schuldbekenntnis gehört. Eine ehrliche Auseinandersetzung mit dem Thema kann nur stattfinden, wenn wir uns mit der Vergangenheit beschäftigen und ehrlich aufarbeiten, was schiefgelaufen ist und dies dann auch den Betroffenen gegenüber ehrlich kommunizieren.“ Die Evangelische Jugend Bayern ist entschlossen, weiter für Diversität und gegen Diskriminierung einzutreten und diesen Prozess auch in der ELKB voranzutreiben.

Michael Stöhr
Öffentlichkeitsarbeit
29. November 2023

Benedikt Kalenberg, Sprecher der „AG Queere Jugendarbeit“ der Landesjugendkammer im Interview mit dem Sonntagsblatt: www.sonntagsblatt.de

Foto oben: Ausschnitt aus dem Sonntagsblatt-Interview mit Benedikt Kahlenberg (www.sonntagsblatt.de)