Inklusion ist eine Frage der Haltung

Die Landeskonferenz der Hauptberuflichen tagte wieder online.

„Inklusive Jugendarbeit bedeutet barrierefreie Jugendarbeit“, sagt Nico Wunderle vom Bayerischen Jugendring. Der Referent sagt es ohne Vorwurf oder Unterton in die Runde der Landeskonferenz, sachlich, aber unmissverständlich.
Etwa 200 hauptberufliche Jugendreferent:innen und Dekanatsjugendpfarrer:innen setzen sich bei ihrer Online-Tagung mit dem Thema „Inklusion in der Jugendarbeit" auseinander.

Inklusion in Zeiten von Exklusion

Seit der Pandemie habe man es immer wieder mit Exklusionserfahrungen zu tun, sagt Landesjugendpfarrer Tobias Fritsche. Kinder und Jugendliche waren die letzten, denen Impfungen angeboten wurden. Gleichzeitig wurden an sie dieselben Maßstäbe angelegt, wie an die Gesamtheit der Bevölkerung. Auch das Internet mit seinen Social-Media-Plattformen war und ist Schauplatz von Exklusion. „Kinder und Jugendlichen und wir selbst haben vielerlei Exklusionserfahrungen gemacht“, sagt Tobias Fritsche. „Vielleicht sind die Erfahrungen aber auch eine Chance, über Inklusion im weitesten Sinn nachzudenken.“

Niemand ist perfekt

Der Inklusionsreferent Nico Wunderle vom BJR nimmt diese Frage auf und gibt den Teilnehmenden der Konferenz praktische und wertvolle Tipps auf dem Weg. „Wer Inklusion will, sucht Wege. Wer sie verhindern will, sucht Begründungen.“ Doch solle man sich dabei nicht unter Druck setzen. „Niemand ist perfekt“, sagt er mit einem kleinen Lächeln im Ton. Für ihn sei es legitim, Berührungsängste zu haben. Man könne Fehler machen, der einzige Fehler wäre nichts zu tun.

Nichts über und ohne uns

So fordert Nico Wunderle die Teilnehmenden auf: „Macht nichts über und ohne uns. Kommt mit Menschen mit Behinderung ins Gespräch.“ In Gesprächsgruppen wurde deutlich, wie unterschiedlich die Erfahrungen in der Jugendarbeit seien.  Während die einen feststellten, dass Jugendarbeit leider exklusiv ist, weil zum Beispiel der Jugendraum im Keller alles andere als barrierefrei ist, können andere auf gute Erfahrungen verweisen. Gerade die offenen Kinder- und Jugendhäuser gehen vielerorts mit guten Beispielen voran.

Es braucht einen Wandel, um eine inklusive Atmosphäre zu schaffen.

Was so einfach klingt „Inklusion ist eine Haltung“ erfordert jedoch so einiges: Es braucht einen Wandel, um eine inklusive Atmosphäre zu schaffen. „Barrierefreiheit bedeutet für jeden etwas anderes“, sagt Nico Wunderle. Für Rollstuhlfahrer ist die Bordsteinkante ein Hindernis, für einen Blinden kann sie eine Orientierung sein.  Inklusion ist kein Themenfeld, das man abhaken kann, sondern eine Haltung, an der wir arbeiten müssen.  So heißt es nun „Wege zu finden!“

Der nächste Weg ist wohl der Landesjugendkonvent. Hier fragen die Ehrenamtlichen „EJB – Offen für Alle?“

Christina Frey-Scholz
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit

Informationen auch auf www.zettmagazin.de

Das Thema der aktuellen zett.Zeitung für evangelische Jugendarbeit lautet "Alle" und beschäftigt sich in unterschiedlichen Artikeln mit "Inklusion".

 

Grafik: ejb/Pelzner